Kölsche Jungs.

Brings, Autokino, Köln-Porz, 17.04.20 (bzw. vor’m TV)


Not macht bekanntermaßen erfinderisch. Das war wohl auch Motto für Brings als sie die Idee entwickelten der zwangsweise konzertfreien Zeit zu trotzen und ihr Konzert in einem Autokino zu spielen.

Die Corona-Krise legt in dieser Zeit die gesamte Konzert- und Festivalbranche leider komplett lahm. Die gesamte Konzertbranche - nein nicht ganz: In der Domstadt hatte Brings im 29. Bandjahr eine besondere Idee wie ein Konzert mit Social Distancing funktioniert. Man muss ja nur die Besucher in kleine Gruppen separieren und auf genügend Abstand zueinander bringen - wo geht das besser und kontrollierbarer als im eigenen Auto. Wenn man so drüber nachdenkt liegt ein Konzert in einem Autokino dann fast auf der Hand. Man muss es sich dann als Band nur noch trauen ein solches Konzert ohne das übliche Publikum und somit auch ohne das übliche Feedback, das Mitklatschen, das Mitsingen und so weiter zu auf die Bühne zu bringen. Die Emotionen des Publikums äußern sich dann über die Hupe, die Lichthupe, die Blinker oder die angeschalteten Scheibenwischer, die Peter Brings als Alternative zum Armeschwenken vorschlug.

Wie gesagt ein gewagtes Unterfangen - aber aus einiger Entfernung vor dem eigenen Fernseher würde ich sagen: Es hat funktioniert! Dass dies kein "normales" Konzert war wurde für den Zuschauer immer nur erkennbar, wenn der wdr, der das Konzert zu meiner Freude live online übertrug, das Publikum zeigte, dass dann halt nicht aus vielen tanzenden Fans, sondern aus blinkenden Scheinwerfern bestand. Und ganz ehrlich: Als es dann dunkel wurde in Porz war das ein wirklich toller Anblick. Und ein außergewöhnlicher.

Aber man muss den Musikern von Brings und auch dem extra aus dem Ruhrgebiet angereisten Bühnengast Stefan Stoppok echt ein Kompliment machen wie sie sie es geschafft haben trotz des sehr breiten Bühnengrabens und der Distanz zum Publikum den Funken überspringen zu lassen. Zumindest meine ich das den Hupkonzerten nach jedem Song und zum Beispiel während der Anmoderation von Superjeilezick angehört zu haben. Und das breite Grinsen von Christian Blüm im gleichen Moment sprach Bände und machte klar, dass es umgekehrt auch der Fall war.

Brings spielten sich über die rund 90 Minuten durch ihr Repertoire aus den Songs der letzten 20 Jahre und damit durch die Zeit nachdem sie die Superjeilezick in den Karneval gespült hat. Und so durften natürlich Hits wie Nur Nicht Aus Liebe Weinen, Sünderlein, der Kölsche Jung nicht fehlen.

Und in dieser coronabestimmten Zeit passten die ersten Zeilen von Liebe Gewinnt - eigentlich keines meiner Lieblingslieder der Band - wie die Faust auf's Auge: 

Komm mach den Fernseher aus
Und rutsch 'was näher zu mir
Der ganze Wahnsinn bleibt heut'
Vor uns'rer Tür
Auch wenn es hoffnungslos scheint
Und die ganze Welt weint
Du hältst zu mir
Und wir beten dafür
Dass 'n Wunder passiert
Und wir endlich kapieren
Dass wir alle gleich sind
Und nur die Liebe gewinnt
 
Wie schon erwähnt war Stefan Stoppok zu Gast und lieferte auch seinen Beitrag zu diesem Song. Aber Brings und er sagen gemeinsam mit Lass Sie Alle Rein und Dumpfbacke zwei Lieder aus Stoppoks Repertoire. Und insbesondere der erste war allen Musikern eine Herzensangelegenheit und wurde auf den LED-Wänden eindrucksvoll unter anderem mit Flüchtlingsbooten unterlegt. 

Wenn ich Brings mit Stoppok so blues-rocken höre, würde ich mir wünschen, dass sie auch nochmal die alten Songs aus der Bandphase vor dem Karneval wie Bis Ans Meer, Zwei Zoote Minsche oder Nur Mer Zwei spielen. Aber das war an diesem Abend auch für mich nur eine Randnotiz.

Brings lieferten in Porz und bestimmt vor vielen Fernsehern, Notebooks und Tablets in und um Köln das was gerade für alle wichtig ist: Ablenkung, gute Laune, 90 Minuten lang - wenn ich es nicht überhört habe - nicht das Wort "Corona" und gute Unterhaltung. Auf dass es dann auch irgendwann wieder echte Konzerte mit einem dicht vor der Bühne gedrängten Publikum in kleinen Clubs, großen Hallen oder Open Air geben wird. 

Wie sehr Peter Brings dieser Abend berührte merkte man als er bei den Mut machenden Worten der Hoffnung, die er an das Publikum richtete, Tränen in den Augen hatte ehe man das fröhlich und wohl zustimmend hupende Publikum mit Heimjonn in die Nacht entließ. 

Für die Idee und den Abend kann man alle Beteiligten nur "Danke" sagen! 
Et wor e'ne schöne Ovend! 

  
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