So geht das.
Kettcar, Stahlwerk, Düsseldorf, 26.01.2020
Für's erste Abschied nehmen hieß es an diesem Abend - Kettcar geht nach der Tour zum Livealbum in eine nicht näher definierte Bandpause.
Ehrlicherweise ging ich bereits im Sommer beim Doppelkonzert mit Muff Potter auf dem KunstRasen in der Bonner Rheinaue davon aus, dass dies das letzte Kettcar-Konzert zumindest für längere Zeit sein würde. Die Bandpause war ja bereits angekündigt.
Aber zum Live-Album...und das geht so haben die Männer um Marcus Wiebusch und Reimer Bustorff nochmal einige Konzerttermine rausgehauen. Und das war gut so. Bonn wäre für mich aufgrund der örtlichen Gegebenheiten kein würdiger Abschluss gewesen. Und so kam es dann, dass ich die Hamburger in Düsseldorf zum vierten Mal im Rahmen ihrer Veröffentlichung von Ich vs. Wir live erleben durfte.
Das Stahlwerk war für mich eine neue Location. Umso zufriedener war ich, dass das Konzert sonntags war. So fand man beim nahegelegenen Discounter einen Parkplatz. Werktags stelle ich mir das echt schwierig vor. Den Support lieferte mit Schrottgrenze ebenfalls eine Kultband, die Songs aus dem aktuellen Album Alles zerpflücken aber auch Klassiker aus der früheren Bandgeschichte auf die Bühne brachte. Ein echt toller Support und eine Band die sich sicher auch für ein ganzes Konzert lohnen würde. This life is queer my dear!
Dann ging es für die fünf von Kettcar raus zu ihrem Publikum - raus in den lang gezogenen und ausverkauften Konzertsaal des Stahlwerks. Es galt also ein vorerst letztes Mal die Songs der Band, die ich vor vielen Jahren auf dem Kölner Ringfest erstmals kurz nach Erscheinen des zweiten Albums live gesehen habe, zu genießen und laut und schief mitzusingen.
Laut waren Kettcar auch - nach Bonn keine Selbstverständlichkeit mehr - schief aber natürlich nicht. Sie nahmen die Fans nochmal mit auf eine Reise durch die Songs der Bandgeschichte, die mittlerweile fast 19 Jahre umfasst. Natürlich sind weiterhin der rote Faden die Songs aus Ich vs. Wir, die ich nun bereits zum wiederholten Mal live hören durfte. Sie haben dabei nichts an Qualität verloren. Und leider in der Zeit auch nichts an Aktualität. Das wohl politischste Album des Flaggschiffs des Grand Hotel van Cleefs trifft weiterhin den Nerv der Zeit.
Aber auch die Klassiker haben nichts an Schönheit und Ausdrucksstärke verloren und so fügten sich Money Left To Burn, Balu, Landungsbrücken Raus und zu meiner Freude auch Im Taxi Weinen und viele weitere Songs nahtlos in das Set ein, durch das Marcus und Reimer das Publikum mit mal launigen mal ernsten Ansagen führten.
Übrigens bin ich persönlich kein großer Freund der neuen (?) - mir ist es so als hätte es die Zeilen auch schon auf Marcus Wiebuschs zu hören gegeben - zweiten Strophe vom Balkon Gegenüber. Aber das ist Geschmackssache und die Spontanumfrage der Band vor dem Song zeigte, dass ich wohl eine Minderheitenmeinung vertrete.
Neben dem inzwischen fast zum Standardset gehörenden Der Tag Wird Kommen fand mit Nur Einmal Rächen auch ein zweiter Song aus dem Soloalbum von Marcus Wiebusch den Weg auf die Bühne des Stahlwerks. Aus der jüngsten EP gab es leider mit Palo Alto leider nur einen Song - ich hätte mir gewünscht Scheine In Den Graben mal live zu hören. Aber das ist nach eine solch tollen Konzertabend wirklich ein Jammern auf allerhöchstem Niveau. Außerdem gab es als zweite Zugabe noch Mein Skateboard Kriegt Mein Zahnarzt. Geil. Was will man mehr!?