Moselabwärts nach Trier

Unterwegs auf den ersten Etappen des Moselsteigs

Streckenwanderung
Länge: 4 Etappen, insg. ca. 84 km
Höhenmeter: 
ca. 500-750 hm/Etappe
Schwierigkeit: mittelschwer/schwer
Fünf Tage Auszeit vom Alltag – fünf Tage Wandern an der Mosel. So war mein Plan für Mitte Juli 2020. Der Startort für die Tour war die Saarlandgemeinde Perl, von wo aus der Moselsteig in 24 Etappen bis nach Koblenz führt. Für mich standen an diesem (sehr) langen Wochenende die ersten vier Teilstücke bis nach Trier auf dem Programm.

Die Unterkünfte hatte ich vorab pauschal gebucht und auch mein Gepäck wurde von Eurohike – dem durchführenden Veranstalter vor Ort – von Ort zu Ort gebracht, so dass ich zum Einen nicht das gesamte Gepäck jeden Tag schultern musste und zum Anderen gerade in Anbetracht der wechselhaften Wetterankündigungen das eine oder andere Kleidungsstück mehr in den Koffer packen konnte.
Und so reiste ich dann mit Koffer und Rucksack nach Perl an und checkte mittags im Hotel ein, so dass am Nachmittag noch Zeit blieb um sich ein wenig warm zu laufen. Perl liegt im Dreiländereck direkt an den Landesgrenzen zu Frankreich und Luxemburg. Auf der anderen Seite liegt auf der luxemburgischen Seite der Europa-Ort Schengen. Und wenn man von Perl bergauf wandert gelangt man nach wenigen Kilometern nach Frankreich und in den kleinen Ort Merschweiller, der ein wenig wirkt als wäre die Zeit dort vor Jahren stehen geblieben. Via Merschweiller bin ich dann noch ein wenig weiter bis zum Chateau de Malbrouck spaziert. Diese in den 1970er-Jahren restaurierte Burg kann besichtigt werden und bietet auch wechselnde Ausstellungen. Für mich war sie an diesem Anreisetag der Zielpunkt der Wanderung, an dem ich auf der Terrasse eine Tasse Kaffee und ein Stück Tarte genoss ehe es dann durch die hügelige Landschaft oberhalb der Mosel zurück nach Perl ging. Diese 11 Kilometer waren ein kleiner Vorgeschmack und eine gute Vorbereitung für die deutlich längeren Strecken, die in den kommenden Tagen vor mir lagen. 
Am nächsten Morgen ging es dann los mit den vier Moselsteigetappen, die über insgesamt rund 80 Kilometer bis nach Trier führen sollten. Ich hatte ehrlicherweise schon großen Respekt vor der Aufgabe mehrere Tage in Folge im Schnitt 20 Kilometer zu Fuß hinter mich zu bringen. Aber das kann ich an der Stelle schon vorweg nehmen: Es hat erstaunlich gut geklappt – zwar waren morgens natürlich die Beine ein wenig schwer vom Vortag, aber das lief sich auch noch auf den letzten Etappen immer auf den ersten Kilometern schnell aus den Muskeln.

Basis war immer ein gutes und reichhaltiges Frühstück, dass in allen Hotels trotz oder gerade wegen der geltenden Coronaregeln serviert oder als Buffet angeboten wurde. Hier hat sich besonders das Hotel Moselterrasse in Palzem hervorgetan. Sie agierten nach dem Motto: Wenn der Gast nicht ans Buffet kommen darf, dann kommt das Buffet halt zum Gast. Und so wurde am Tisch ein Frühstück serviert, das keine Wünsche offen ließ. Und wie selbstverständlich gab es auch gleich eine Brötchentüte dazu, in die man sich ein paar geschmierte als Wanderproviant packen durfte.

Erfreulicherweise war es so in den meisten der Hotels auf der Route möglich sich ein kleines Lunchpaket kostenfrei mit auf den Weg zu nehmen. Hier hat man sich perfekt auf das Bedürfnis der Wanderer angepasst.
Aber zurück zu Etappe eins, die eigentlich am Bahnhof in Perl startet. 
Da mein Hotel weiter oben im Ort lag, konnte ich an der Kirche starten und so ein paar Höhenmeter sparen und noch einen Abstecher in den Perler Barockgarten machen, der sonst eigentlich nicht an der Route liegt. Diese Route führt – wie an eigentlich allen Wandertagen – zunächst mal recht steil bergauf und bietet zu Beginn einen Blick ins Dreiländereck und das Moseltal ehe man sich dann vom Fluss optisch für den Rest des Tages verabschiedet. Wenn man den ersten Ansteig bis ins Naturschutzgebiet Hammelsberg geschafft hat, hat man auch die meisten Höhenmeter für den Tag schon hinter sich gebracht. Der Weg zieht sich durch Wälder und Felder der weiten Landschaft oberhalb der Mosel. An meinem ersten Wandertag war das Wetter (noch) nicht das beste, so dass es in der Wäldern recht dunkel war und sich teils in Senken auch noch Nebel gebildet hatte. Aber immerhin boten die Wälder aber Schutz vor dem Nieselregen, der die ersten Kilometer begleitete. Aber schon in der zweiten Tageshälfte besserte sich das Wetter und die Regenjacke konnte für den Rest der Route im Rucksack verschwinden und auch die improvisierte Schutzhülle über der Kamera wanderte zurück ins Marschgepäck. Und so wanderten sich die ersten 23 km der Route recht gemütlich in Richtung Palzem, wo im Nachmittag dann das Ziel der Route das Hotel Zur Moselterrasse war. Und auf der namensgebenden Terrasse hatte man dann abends bei einem Glas Moselwein und einem sehr leckeren Abendessen dann einen schönen Blick auf die Mosel.
Das Frühstück am nächsten Morgen ist ja schon hinreichend beschreiben. So gestärkt konnte es dann auf die zweite – mit 16,5 Kilometern kürzeste – Etappe der Route in Richtung des Weinortes Nittel gehen. Und nicht nur die Länge, sondern auch das Profil des Tages war vergleichsweise einfach, da es morgens nicht so steil losging wie am Vortag. Wenn man an der Mosel startet geht es aber logischerweise zunächst mal bergauf. Dann zieht sich der Weg recht gemütlich bis in das Örtchen Helfant, dessen zweitürmige Kirche – den Helfanter “Dom” – man schon von weitem ausmachen kann. Auf dem weiteren Weg geht es dann wieder entlang von Felder und Waldrändern ehe es dann nach insgesamt über 30 Kilometer Moselsteig in der Nähe von Wincheringen die ersten Panoramablicke auf das Tal der Obermosel gab. Die noch schönere Aussicht auf das hier noch vergleichweise breite Tal gibt es dann in der Nähe der Kapelle St. Martin in Rehlingen. Dorthin ist es allerdings ein kurzer, giftig steiler Anstieg, der in der Ortsmitte beginnt. Aber der Lohn für die Schinderei liefert dann der Blick auf die Obermosel und eine gemütliche Liegebank als Rastplatz um Energie für die letzten Meter in Richtung Nittel zu sammeln. Der Weg nach Nittel führt dann durch die Weinberge entlang eines alten Kreuzweges, ehe man dann durch den Weinort mit einem kleinen Wasserfall zur Unterkunft wandert. Die Unterkunft an diesem Abend war dann auf dem Weingut Karl Sonntag. Auf einem Weingut schmeckt bekanntlich der Wein gut und so konnte man sich nach der erfrischenden Dusche mit einem verdienten Glas Weißwein auf den Gemeinschaftsbalkon setzen und den lieben Gott einen guten Mann sein lassen. Für das Abendessen bietet Nittel eine Auswahl an Restaurants und Straußwirtschaften. Ich kann das Restaurant Novum empfehlen, dass neben leckerem Essen und freundlichem Service mit einer wunderschönen Außenterrasse aufwarten kann. Hier kann man gemütlich verweilen und sich mit lokalen Spezialitäten für den kommenden Tag stärken kann.


Den richtigen Weg finden...

...ist auf dem Moselsteig überhaupt nicht schwer. Die Ausschilderung auf den ersten Etappen ist nahezu perfekt. Nur an einer Stelle auf den vielen Kilometern bis nach Trier fehlte auf den ersten Blick die Beschilderung. Nachdem ich dann über die von Eurohike bereitgestellten GPS-Daten mich wieder an die richtige Stelle navigiert hatte war dies aber auch kein Problem.


Und diese Stärkung ist auch nötig für Teilstück Nummer 3. Die Etappe führt offiziell von Nittel bis nach Konz. Mein Hotel war allerdings in Igel gebucht, so dass man neben den sowieso schon nicht zu verachtenden 22,5 km des “offiziellen” Plans nochmal knapp 4 Kilometer des vierten Teilstück zurückgelegt werden mussten. Es galt also zum einen genügend Proviant mitzunehmen und sich die Strecke und die Wandergeschwindigkeit gut einzuteilen. Und der Auftakt der Etappe hatte es direkt in sich. Aus Nittel heraus ging es sofort hoch in die Kalkfelsen, die oberhalb von Nittel moselabwärts die Landschaft prägen. Für den ersten knackigen Anstieg wird man dann aber auch mit wundervollen Blicken auf die Mosel belohnt. Und da das Wetter inzwischen sommerlich sonnig war boten sich echte Bilderbuchpanoramen.

Der lange Weg nach Igel schlängelt sich anschließend wie an der Vortagen auch durch dunkle Mischwälder, weite Getreidefelder und viele Obstwiesen in Richtung der Saarmündung bei Konz. Aber bis dahin haben die Gestalter noch einige Hindernisse aufgestellt. Durch die Weinberge bei Fellerich geht es nocheinmal weit runter ins Tal des Albachs und von da dann wieder bergan zum höchsten Punkt der Route. Bevor aber der Weg ins Tal ging gab es mit Ellis und Rosis Kleiner Jause eine besondere Pausenmöglichkeit. Im Weinberg haben die Winzer vom Weingut Biewers eine kleine gemütliche Pausenstation eingerichtet mit weitem Blick in die Landschaft. Es gibt die Möglichkeit sich an einer Keks- und Kuchendose zu bedienen oder einen kühlen Wein zu genießen. Es gibt natürlich eine Spardose oder auch eine Möglichkeit per PayPal zu zahlen und das tut man für diese tolle Raststation sehr gerne.

In dem Aufstieg lohnt dann auch noch ein Schlenker ab vom durchgehend super ausgeschilderten Moselsteig auf einen der ebenfalls markierten Seitensprünge des Wegs. Denn ein altes keltisches Lager auf dem Weg zum Naturschutzgebiet Orchideenwiese ist diesen Abstecher wirklich wert. Die Orchideenwiese selbst war zumindest bei meiner Wanderung im Juli kein wirkliches Highlight. Eine kleine Gemeinheit dieser Etappe ist, dass man bereits knapp 10 km vor dem Ziel die Igeler Säule und damit auch das Hotel für diesen Abend von den Höhen der anderen Moselseite erblicken kann. Bis zum Ziel geht es dann aber noch ein gutes Stück bergab und dann in flachem Gelände bis nach Igel. Der Moselsteig führt hier durch ein Industriegebiet nach Konz. Die Unterlagen von Eurohike empfehlen hier eine Bahnfahrt von Wasserliesch bis Konz. Wenn man das nicht machen möchte – vielleicht auch weil man Sorge hat, dass man nicht mehr in die Gänge kommt, wenn man eine Zeit lang auf die Bahn warten muss – empfehle ich, dass man in Wasserliesch an die Mosel spaziert und dann dem Moselradweg über die Saarmündung folgt. Es ist zwar auch dort keine sonderlich schöne Wanderstrecke, aber man hat immerhin den Blick auf die Mosel. Und man quert die Saarmündung auf der der Mosel näher gelegenen Autobrücke, so dass man einen schöneren Blick auf den Zusammenfluss der beiden Flüsse hat, als von der dahinter liegenden Eisenbahnbrücke, die vom Moselsteig genutzt wird um den Wanderer zum eigentlichen Etappenziel nach Konz zu führen.

In Igel angekommen hieß es dann zunächst einmal Beine hochlegen und entspannen nach den rund 26 Kilometern, die ich an diesem Tag hinter mich gebracht. Von dem Angebot das Schwimmbad des Hotels zu nutzen habe ich an diesem Abend keinen Gebrauch mehr gemacht. Mit den schweren Beinen wäre ich wohl auch geschwommen wie eine Bleiente. Stattdessen gab es ein leckeres Abendessen im Restaurant des Hotels, in dem insbesondere die Wildspezialiäten zu empfehlen sind. Und am nächsten Tag ging es nach einem ausgiebigen Frühstück auf die Schlussetappe.



Auf diesem letzten Teilstück meines Wegs nach Trier ging es dann, wie an allen anderen Tagen zunächst wieder aufwärts. Nur dieses Mal haben sich die Weggestalter überlegt, den Aufstieg über einige Treppen zu gestalten. Das klingt zunächst mal vielleicht bequemer – aber mit den Kilometern der Vortage in den Beinen ist das sicherlich kein Tagesbeginn um sich locker die Beine ferei laufen zu können. Im weiteren ist die Etappe aber dann ohne echte Herausforderungen und führt entlang von Feldern und Waldrändern, an denen es erstaunlich und erfreulich viele Schmetterlinge und andere Insekten zu sehen gibt, recht gemütlich in Richtung der ältesten Stadt Deutschlands. Ein Stück führt der Wanderweg nahe einer Autobahn entlang. Diese kurze Passage hätte man bei der Weggestaltung tatsächlich meiner Meinung nach anders lösen können. Gegebenfalls kann man sich in Herresthal anhand der Karten hier etwas anders orientieren.

Ansonsten führt die Route weitestgehend gemütlich in Richtung Trier und lässt durch die vergleichsweise kurze Strecke und entspannte Wegführung auch genügend Energie übrig am Nachmittag dann in der Moselstadt auf Entdeckungstour zu gehen. Die Altstadt zwischen Kornmarkt, Hauptmarkt, Dom und der Porta Nigra laden zum Bummeln ein und viele kleine und große Restaurants, Bistros und Eisdielen laden zum Verweilen ein. Für diesen Abend war für mich das Hotel Aulmann gebucht. Ein Stadthotel, das vor allem durch seine Lage in der Fußgängerzone nur wenige Meter vom Kornmarkt entfernt überzeugt. So konnte ich mich nach der Ankunft in Trier dort frisch und dann ganz gemütlich zu Fuß auf Entdeckungstour durch die an einem sonnigen Sonntagabend sehr gemütliche Stadt gehen. Für das Abendessen habe ich als Rheinländer das “früh bis spät” ausgewählt eine Kölsch-Kneipe in einer Seitengasse in der Altstadt im Brauhausstil mit leckere deftiger rheinischen Küche. Himmel un Ääd und ein paar Kölsch hatte ich mir nach den Tagen auch echt verdient.

Der Folgetag war dann leider schon der Abreisetag der Moselsteigauszeit – leider ein Montag. An diesem Tag waren die Kaiserthermen und das Amphitheater für Besichtigungen leider geschlossen, so dass nur die Porta Nigra zur Entdeckung auf dem Programm stand. Mit vielen neuen Eindrücken ging es dann mit der Regionalbahn zurück zum Ausgangspunkt nach Perl und man konnte an den einzelnen Haltstationen die Tour noch einmal Revue passieren lassen.

Auf dem Weg von Perl nach Trier habe ich alles zusammengerechnet rund 100 Kilometer zurückgelegt und konnte dabei dem Alltagsstress perfekt für einige Tage entfliehen. Dazu beigetragen hat auch die reibungslose Organisation der Macher des Moselsteigs, die einen perfekt ausgeschilderten Weg bereitet haben. Auch die Aufteilung von Länge und Schwierigkeit der Etappen ist so, dass es für geübte Wanderer sehr gut machbar aber doch herausfordernd ist. Und auch Eurohike gehört ein Kompliment für die tolle und reibungslose Organisation der Tour und die Durchführung des Gepäcktransports. Und nicht zuletzt für die Auswahl guter Unterkünfte, in denen man sich abends nach der Ankunft auf Anhieb wohlfühlen konnte. Und zu guter letzt hat auch das Wetter gepasst, so dass der Weg gen Trier eine rund um gelungene Sache war. 

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