Den richtigen Weg finden...
...ist auf dem Moselsteig überhaupt nicht schwer. Die Ausschilderung auf den ersten Etappen ist nahezu perfekt. Nur an einer Stelle auf den vielen Kilometern bis nach Trier fehlte auf den ersten Blick die Beschilderung. Nachdem ich dann über die von Eurohike bereitgestellten GPS-Daten mich wieder an die richtige Stelle navigiert hatte war dies aber auch kein Problem.
Und diese Stärkung ist auch nötig für Teilstück Nummer 3. Die Etappe führt offiziell von Nittel bis nach Konz. Mein Hotel war allerdings in Igel gebucht, so dass man neben den sowieso schon nicht zu verachtenden 22,5 km des “offiziellen” Plans nochmal knapp 4 Kilometer des vierten Teilstück zurückgelegt werden mussten. Es galt also zum einen genügend Proviant mitzunehmen und sich die Strecke und die Wandergeschwindigkeit gut einzuteilen. Und der Auftakt der Etappe hatte es direkt in sich. Aus Nittel heraus ging es sofort hoch in die Kalkfelsen, die oberhalb von Nittel moselabwärts die Landschaft prägen. Für den ersten knackigen Anstieg wird man dann aber auch mit wundervollen Blicken auf die Mosel belohnt. Und da das Wetter inzwischen sommerlich sonnig war boten sich echte Bilderbuchpanoramen.
Der lange Weg nach Igel schlängelt sich anschließend wie an der Vortagen auch durch dunkle Mischwälder, weite Getreidefelder und viele Obstwiesen in Richtung der Saarmündung bei Konz. Aber bis dahin haben die Gestalter noch einige Hindernisse aufgestellt. Durch die Weinberge bei Fellerich geht es nocheinmal weit runter ins Tal des Albachs und von da dann wieder bergan zum höchsten Punkt der Route. Bevor aber der Weg ins Tal ging gab es mit Ellis und Rosis Kleiner Jause eine besondere Pausenmöglichkeit. Im Weinberg haben die Winzer vom Weingut Biewers eine kleine gemütliche Pausenstation eingerichtet mit weitem Blick in die Landschaft. Es gibt die Möglichkeit sich an einer Keks- und Kuchendose zu bedienen oder einen kühlen Wein zu genießen. Es gibt natürlich eine Spardose oder auch eine Möglichkeit per PayPal zu zahlen und das tut man für diese tolle Raststation sehr gerne.
In dem Aufstieg lohnt dann auch noch ein Schlenker ab vom durchgehend super ausgeschilderten Moselsteig auf einen der ebenfalls markierten Seitensprünge des Wegs. Denn ein altes keltisches Lager auf dem Weg zum Naturschutzgebiet Orchideenwiese ist diesen Abstecher wirklich wert. Die Orchideenwiese selbst war zumindest bei meiner Wanderung im Juli kein wirkliches Highlight. Eine kleine Gemeinheit dieser Etappe ist, dass man bereits knapp 10 km vor dem Ziel die Igeler Säule und damit auch das Hotel für diesen Abend von den Höhen der anderen Moselseite erblicken kann. Bis zum Ziel geht es dann aber noch ein gutes Stück bergab und dann in flachem Gelände bis nach Igel. Der Moselsteig führt hier durch ein Industriegebiet nach Konz. Die Unterlagen von Eurohike empfehlen hier eine Bahnfahrt von Wasserliesch bis Konz. Wenn man das nicht machen möchte – vielleicht auch weil man Sorge hat, dass man nicht mehr in die Gänge kommt, wenn man eine Zeit lang auf die Bahn warten muss – empfehle ich, dass man in Wasserliesch an die Mosel spaziert und dann dem Moselradweg über die Saarmündung folgt. Es ist zwar auch dort keine sonderlich schöne Wanderstrecke, aber man hat immerhin den Blick auf die Mosel. Und man quert die Saarmündung auf der der Mosel näher gelegenen Autobrücke, so dass man einen schöneren Blick auf den Zusammenfluss der beiden Flüsse hat, als von der dahinter liegenden Eisenbahnbrücke, die vom Moselsteig genutzt wird um den Wanderer zum eigentlichen Etappenziel nach Konz zu führen.
In Igel angekommen hieß es dann zunächst einmal Beine hochlegen und entspannen nach den rund 26 Kilometern, die ich an diesem Tag hinter mich gebracht. Von dem Angebot das Schwimmbad des Hotels zu nutzen habe ich an diesem Abend keinen Gebrauch mehr gemacht. Mit den schweren Beinen wäre ich wohl auch geschwommen wie eine Bleiente. Stattdessen gab es ein leckeres Abendessen im Restaurant des Hotels, in dem insbesondere die Wildspezialiäten zu empfehlen sind. Und am nächsten Tag ging es nach einem ausgiebigen Frühstück auf die Schlussetappe.
Auf diesem letzten Teilstück meines Wegs nach Trier ging es dann, wie an allen anderen Tagen zunächst wieder aufwärts. Nur dieses Mal haben sich die Weggestalter überlegt, den Aufstieg über einige Treppen zu gestalten. Das klingt zunächst mal vielleicht bequemer – aber mit den Kilometern der Vortage in den Beinen ist das sicherlich kein Tagesbeginn um sich locker die Beine ferei laufen zu können. Im weiteren ist die Etappe aber dann ohne echte Herausforderungen und führt entlang von Feldern und Waldrändern, an denen es erstaunlich und erfreulich viele Schmetterlinge und andere Insekten zu sehen gibt, recht gemütlich in Richtung der ältesten Stadt Deutschlands. Ein Stück führt der Wanderweg nahe einer Autobahn entlang. Diese kurze Passage hätte man bei der Weggestaltung tatsächlich meiner Meinung nach anders lösen können. Gegebenfalls kann man sich in Herresthal anhand der Karten hier etwas anders orientieren.
Ansonsten führt die Route weitestgehend gemütlich in Richtung Trier und lässt durch die vergleichsweise kurze Strecke und entspannte Wegführung auch genügend Energie übrig am Nachmittag dann in der Moselstadt auf Entdeckungstour zu gehen. Die Altstadt zwischen Kornmarkt, Hauptmarkt, Dom und der Porta Nigra laden zum Bummeln ein und viele kleine und große Restaurants, Bistros und Eisdielen laden zum Verweilen ein. Für diesen Abend war für mich das Hotel Aulmann gebucht. Ein Stadthotel, das vor allem durch seine Lage in der Fußgängerzone nur wenige Meter vom Kornmarkt entfernt überzeugt. So konnte ich mich nach der Ankunft in Trier dort frisch und dann ganz gemütlich zu Fuß auf Entdeckungstour durch die an einem sonnigen Sonntagabend sehr gemütliche Stadt gehen. Für das Abendessen habe ich als Rheinländer das “früh bis spät” ausgewählt eine Kölsch-Kneipe in einer Seitengasse in der Altstadt im Brauhausstil mit leckere deftiger rheinischen Küche. Himmel un Ääd und ein paar Kölsch hatte ich mir nach den Tagen auch echt verdient.
Der Folgetag war dann leider schon der Abreisetag der Moselsteigauszeit – leider ein Montag. An diesem Tag waren die Kaiserthermen und das Amphitheater für Besichtigungen leider geschlossen, so dass nur die Porta Nigra zur Entdeckung auf dem Programm stand. Mit vielen neuen Eindrücken ging es dann mit der Regionalbahn zurück zum Ausgangspunkt nach Perl und man konnte an den einzelnen Haltstationen die Tour noch einmal Revue passieren lassen.
Auf dem Weg von Perl nach Trier habe ich alles zusammengerechnet rund 100 Kilometer zurückgelegt und konnte dabei dem Alltagsstress perfekt für einige Tage entfliehen. Dazu beigetragen hat auch die reibungslose Organisation der Macher des Moselsteigs, die einen perfekt ausgeschilderten Weg bereitet haben. Auch die Aufteilung von Länge und Schwierigkeit der Etappen ist so, dass es für geübte Wanderer sehr gut machbar aber doch herausfordernd ist. Und auch Eurohike gehört ein Kompliment für die tolle und reibungslose Organisation der Tour und die Durchführung des Gepäcktransports. Und nicht zuletzt für die Auswahl guter Unterkünfte, in denen man sich abends nach der Ankunft auf Anhieb wohlfühlen konnte. Und zu guter letzt hat auch das Wetter gepasst, so dass der Weg gen Trier eine rund um gelungene Sache war.