Schwierigkeit: mittelschwer aufgrund des mitunter blockierten Uferwegs
Manche Wanderung wird erst dadurch zum Erlebnis, dass man den bekannten und geplanten Weg verlässt und ein wenig "frei Schnauze" durch die Landschaft streift.
So ging es mir an diesem Mittwoch Mittag spät im April. Geplant hatte ich vom Parkplatz Büdenbach (in der Nähe von Heimbach in der Rureifel) aus, die dort startende mit T2 beschilderte Wanderrunde entlang des Rursees und dann hinauf zur Hirschley zu laufen. Die Tour kannte ich bereits, da ich sie im vergangenen Jahr schon einmal gewandert bin. Jetzt wollte ich sie für diese kleine Seite bebildern und nochmal frische Eindrücke für eine Beschreibung dazu sammeln.
Da ich die Runde schon kannte und die Ausschilderung wirklich gut ist, blieb das Wandernavi aus. Und an der ersten Stelle, an der sich nach rechts erstmals ein kleiner Pfad in Richtung See auftat bin ich dann doch von der geplanten Route abgebogen - zunächst nur in der Hoffnung einen schönen Fotospot für den Stausee mit wolkenlosem Himmel zu finden. Und das war auch erfolgreich. Man gelangte auf eine wunderschöne kleine Halbinsel mit einer Felsspitze und einem Trampelpfad hinunter an den See. Bei fast schon sommerlichen Temperaturen ein perfekter Platz um die Seele baumeln zu lassen und vom Alltagsstress zu entspannen. Und von diesen ruhigen Plätzen in der aufblühenden Frühjahrslandschaft sollte ich auf dem weiteren Weg noch einige finden.
Ich sah, dass der Pfad, über den ich die geplante Route verlassen hatte, hier weiterführte und warf dann doch einen Blick auf die digitale Karte. Hier wurde ersichtlich, dass der meist schmale Weg von hier aus weitergeht bis an den Rurseeschifffahrt-Anleger Kermeterufer und dort dann wieder auf einen ausgebauten Wanderweg traf, der zurück Richtung Büdenbach führt.
Also: Planänderung! Da es offensichtlich von diesem Weg bis an den Anleger keine Abzweigungen gab, konnte das Handy mit der Wanderkarte wieder in der Tasche verschwinden und kam nur noch für das eine oder andere Foto für die whatsapp-Timeline wieder hervor. Ein bisschen die Kontaktliste an den tollen Naturerlebnissen teilhaben lassen muss ja schließlich sein. (Oder ist es doch auch ein wenig Angeberei? Man weiß es nicht...)
Jedenfalls war der gefundene Weg ein kleines Wanderparadies. Es ging durch mitunter auch mal unwegsames Gelände immer recht nah am Wasser entlang und es gab die eine oder andere Möglichkeit auch direkt an den See zu gelangen. Manchmal musste man etwas kraxeln, aber meist war der See einfach zu erreichen. Bewusst habe ich mich entschieden nur dort bis direkt an den See zu gehen wo auch schon kleine Pfade erkennbar waren. Man muss ja nicht unnötig die Natur zertrampeln.
Für diesen Weg sollte man ein gewisses Maß an Trittfestigkeit und Beweglichkeit mitbringen, da man doch unter dem einen oder anderen umgestürzten Baum her oder über selbige oben drüber klettern muss. Zweimal muss man auch schmale Wasserläufe zum See irgendwie trockenen Fußes queren. Aber das sind ja zusätzliche Spaßfaktoren bei einer Wanderung. Und für die Anstrengungen wird man vielfach und reich belohnt. Es bieten sich wunderschöne Seepanoramen, die Ende April geprägt sind von den hellgrün leuchtenden Wäldern rund um den See, in denen einzelne Nadelbaum-Gruppen dunkelgrüne - fast schwarze - Kontraste setzen. Und um einen rum tirlieren und fiepen die Vögel, das Geäst um einen herum knackt und das Laub unter den Wanderschuhen knirscht. Aber eigentlich ist gerade das knisternde Laub nicht das beste Zeichen. Der Wald ist erschreckend trocken dafür, dass es noch nicht einmal Mai ist. Man muss sich nicht wundern, dass zur gleichen Zeit im Bergischen Land und an der Grenze zu den Niederlanden bereits gegen Waldbrände gekämpft wird. Das ist ein wenig besorgniserregend.
Aber trotzdem ist der Weg entlang des Sees natürlich ein tolles Erlebnis. Besonders beeindruckend fand ich neben der Felsecke am Anfang des Wegs eine kurze Passage in der man von leuchtend-gelb blühenden Büschen fast geblendet wurde. Ich denke es handelt sich um Ginster - aber Flora und Fauna sind nicht meine Paradedisziplinen. Aber ich fühlte mich fast in den Urlaub 2019 in Connemara zurückversetzt. Schön ist auch, dass man auf dem Weg seine Ruhe hatte und wirklich für sich war. Während sich auf dem Hauptweg Radfahrer, Spaziergänger, Wanderer und Gassigänger tummeln, sind mir auf dem kompletten Weg entlang des Sees nur direkt am Anfang und kurz vor dem Schiffsanleger Menschen begegnet. Auch das ist sehr erholsam.
Am Kermeterufer kommt man dann wieder auf den breiten geschotterten Wanderweg und kann von dort den Schildern zurück zum Parkplatz folgen. Unterwegs kann man immer wieder durch die Bäume einen Blick auf den See erhaschen und so dann gemütlich und mit vielen Eindrücken im Kopf wieder in Richtung Parkplatz wandern.
Theoretisch hätte ich jetzt von diesem Weg aus auch die ursprüngliche Idee aufgreifen und den T2 in Richtung Rurberg und Hirschley fortsetzen können. Aber die Runde nehme ich dann beim nächsten Mal in Angriff - mal schauen wo es mich dann hinführt.
Aber spätestens im Herbst werde ich auch diese neu entdeckte Route nochmal gehen - dann schalte ich auch das Tracking ein und präzisiere die Angaben zu Strecke und Höhenmetern.